![[shutterstock.com: 379587700, Brian A Jackson]](https://e-3.de/wp-content/uploads/2020/03/shutterstock_379587700.jpg)
Viele SAP-Verantwortliche stellen sich derzeit die Frage, wo und in welcher Form Eigenentwicklungen und individuelle Erweiterungen sinnvoll umgesetzt werden sollten.
Früher, vor dem Aufkommen der Cloud-Anwendungen, wurden Anpassungen und Ergänzungen grundsätzlich im Kernsystem (Z-Namensraum mit Abap-Modifikationen) programmiert, den hohen Aufwand beim Upgrade und oft auch Performanceeinbußen nahm man dafür in Kauf. Seit einigen Jahren aber heißt die Maxime der Walldorfer Softwareschmiede: Keep the core clean.
Die Core-Anwendung, S/4, soll frei bleiben von Custom Code. Eigenentwicklungen sollen in Side-by-Side-Szenarien umgesetzt werden. Dafür bieten sich Plattformen wie die SAP Cloud Platform (SCP) an, die schnelles und agiles Programmieren sowie die Einbindung von Apps und Microservices erlauben.
Upgrades der Kernsysteme, die mittlerweile weit häufiger durchzuführen sind, laufen somit zügig und reibungslos. Aber sollten wirklich alle Anpassungen und Ergänzungen außerhalb des Kernsystems entwickelt werden?
Wenn etwa nur die Anzahl der angezeigten Formularfelder für eine bestimmte Anwendergruppe reduziert werden soll – braucht es dann eine Erweiterung aus der Cloud?
Tatsächlich ist die Programmierung außerhalb des Kernsystems nicht in jedem Fall die beste Lösung. Die grundlegenden Fragen beziehen sich auf die Nutzergruppe, die zu integrierenden Daten, Anwendungsszenarien und Nutzungsdauer.
Müssen die Mitarbeiter neu in SAP geschult werden, ist der Aufwand abzuwägen. Wenn externe Usergruppen wie Partner oder Interessenten angesprochen werden, die vielleicht nur einige Funktionen mobil nutzen, so hat der Einsatz einer einfachen, intuitiven Benutzeroberfläche Vorrang. Das spricht für eine Entwicklung auf der Cloud-Plattform.

Bei ständigem Datenabgleich und -zugriff auf die Daten der Kernanwendung empfiehlt es sich, Anpassungen direkt im Kernsystem vorzunehmen. Das gilt auch in den Fällen, bei denen die eigene Kontrolle über die Daten sehr wichtig ist.
Eigenentwicklungen auf der Plattform dagegen sind das Mittel der Wahl, wenn Daten aus dem Kernsystem über Schnittstellen überwiegend nur im Lesezugriff verwendet werden oder die Daten redundant vorliegen und wenn gelegentliche Datenabgleiche ausreichen.
Eng verknüpft mit den Integrationsanforderungen ist die Frage der Funktion und des jeweiligen Anwendungsszenarios: Wird die Erweiterung ausschließlich – und in der gleichen Intensität – im SAP-System on-premises genutzt, ohne dass zusätzliche, externe Dienste eingebunden sind, so sollten auch die Erweiterungen direkt im System vorgenommen werden.
Schließlich spielt auch die Nutzungsdauer eine Rolle: Wird die zu erstellende Anwendung oder Erweiterung nur vorübergehend gebraucht, etwa für saisonale Aktionen im Handel oder zu Testzwecken, dann sollte das eigene System damit nicht belastet werden.
Gerade für Tests und Prototyping bietet die Cloud-Plattform mit Tools und Apps die optimale Umgebung für flexible und agile Entwicklungen. Eine ausgereifte Eigenentwicklung, die langfristig und stabil zusammen mit dem Kernsystem laufen soll, ist dagegen im System on-premises besser aufgehoben.