Weniger reisen, mehr leben

Work-Life-Balance heißt das Zauberwort gerade dann, wenn’s in die Lebensphase der Familiengründung geht. Das heißt konkret: Immer mehr 30- bis 35-Jährige steigen aus der SAP-Beratung aus, weil sie nicht ständig auf Achse sein, sondern mehr Privatleben genießen möchten. Pech für die Arbeitgeber, die es beim wachsenden SAP-Fachkräftemangel ohnehin schon schwer genug haben, überhaupt qualifizierte Berater zu finden.
Punktueller Kontakt reicht aus
Doch es geht auch anders, wie das Beispiel einiger großer SAP-Beratungshäuser zeigt. Statt von ihren Consultants eine lückenlose Präsenz in den Kundenprojekten zu verlangen, gehen diese trendsetzenden Arbeitgeber davon aus, dass sich viele Aufgaben remote aus der Geschäftsstelle oder dem Home-Office erledigen lassen.
Auch bei zeitkritischen und auf internationale Standorte verteilten Projekten zeigt die Erfahrung, dass ein direkter Kontakt mit dem Kunden nur punktuell erforderlich ist: unter anderem bei Projektbeginn für die Erstellung des Anforderungskatalogs, bei gemeinsamen Workshops und Meilensteingesprächen sowie beim Abschluss zur Ergebnispräsentation.
Auch mittelständische SAP-Beratungshäuser können vom neuen Remote-Ansatz profitieren – sollten zuvor jedoch folgende organisatorischen Weichen stellen.
Zustimmung durch Kunden
Weisen Sie die Kunden auf die Kostenersparnisse hin, die mit einem Verzicht auf die ständige Anwesenheit der Berater verbunden sind. Da an den „Remote-Tagen“ keine Reisekosten und Reisezeiten erstattet werden müssen, liegen die Tagessätze entsprechend niedriger. Zudem schonen Kunden ihre Personalressourcen, weil sich die Mitarbeiter aus IT und Fachabteilungen nicht laufend vor Ort um die externen Berater kümmern müssen.
IT-gestütztes Projektmanagement
Gerade wenn die Consultants nicht immer persönlich ansprechbar sind, ist der Einsatz spezieller Projektmanagement-Systeme unverzichtbar, um eine zeitnahe Transparenz über den Stand der Durchführung zu erzielen.
Nur so ist es auch möglich, bei Planabweichungen, zum Beispiel drohenden Verzögerungen oder Budgetüberschreitungen, zeitnah geeignete Gegenmaßnahmen einzuleiten.
Tauschen Sie regelmäßig Informationen mit den Kunden aus! Erstellen Sie einen Zeitplan, der genau festlegt, über welche Kanäle wer mit wem kommuniziert. Dies erhöht die Transparenz und trägt zur Vertrauensbildung bei.
Es empfiehlt sich, die Stakeholder beim Kunden an Meilensteinen und in bestimmten Zeitabständen über den Projektfortschritt zu informieren, offene Fragen zu beantworten und Abstimmungen vorzunehmen. Für aktuelle Fragen und Probleme richten Sie eine ständige Hotline ein.
Teilzeit auch auf Leitungsebene
Daneben bieten sich Teilzeitmodelle an, um den SAP-Beratern ein ausgewogenes Verhältnis von Beruf und Familie zu ermöglichen. Auch dieses Arbeitsmodell ist problemlos umsetzbar, wenn es in Abstimmung mit den Kunden erfolgt.
Ein Beispiel dafür ist MaibornWolff, ein Spezialist für IT-Beratung und Software Engineering, der sogar für Projektleiter Teilzeit-Möglichkeiten anbietet.
„Die größte Herausforderung lag zunächst auf der Seite der Kunden, da dort Unsicherheit bestand, ob ein solches Modell auf Leitungsebene überhaupt funktionieren kann“
so Simon Eisenried, Leiter Recruiting bei MaibornWolff.
Doch sei es dem Beratungshaus mit offenen, ehrlichen Gesprächen gelungen, die Ängste der Kunden abzubauen und das Teilzeitangebot auf jeder Hierarchieebene zu einem deutlichen Wettbewerbsvorsprung im Recruiting zu entwickeln.
Andere SAP-Beratungsunternehmen sollten diesem Beispiel folgen und flexible Arbeitsmodelle in ihre Rekrutierungs- und Kommunikationsstrategie integrieren – ob Remote, Teilzeit, Home-Office oder Zeitwertkonten.
Nur wer den Beratern heute Arbeitsmöglichkeiten anbietet, die dynamisch an die wechselnden Lebensverhältnisse anpassbar sind, kann neue Potenziale in der Personalgewinnung erschließen.