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Überflüssige Headhunter?

„Kulturbasiertes IT-Recruiting“ heißt ein neues Fachbuch von Frank Rechsteiner. Im Gespräch mit dem E-3 Magazin erläutert der Personal- und Strategieberater, warum diese neue Personalgewinnungsstrategie Headhunter überflüssig macht.
11. September 2017
Überflüssige Headhunter?
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Vielen IT-Arbeitgebern gelingt es nicht, geeignete Bewerber für eine ausgeschriebene Position zu finden, schreiben Sie in Ihrem Buch. Was sind die Gründe?

Frank Rechsteiner: Viele Unternehmen stellen sich beim Recruiting deutlich besser dar, als sie im Arbeitsalltag tatsächlich sind. So fallen neu eingestellte Mitarbeiter schon nach kurzer Zeit aus allen Wolken, wenn sie dahinterkommen, was sich hinter dem „tollen Arbeitsklima“ und den „spannenden Kundenprojekten“ in Wahrheit verbirgt. Sie fühlen sich zu Recht belogen und betrogen.

Was sollten IT-Arbeitgeber tun, um nicht solche „Mogelpackungen“ offerieren zu müssen?

Rechsteiner: Zunächst gilt es, konsequent auf die Verbesserung von Unternehmenskultur und Personalmanagement hinzuarbeiten. Dazu stelle ich in meinem Buch einen Sechs-Punkte-Plan vor.

Er enthält zahlreiche Handlungsempfehlungen zur Umsetzung von Leitlinien, die Arbeitgebern dazu dienen, auch die anspruchsvollsten IT-Spezialisten für sich zu gewinnen.

Diese Tipps werden durch zahlreiche Studien, Praxisbeispiele sowie Interviews belegt, die ich mit Geschäftsführern, Managern und HR-Verantwortlichen aus der IT-Branche geführt habe.

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Welche konkreten Empfehlungen enthält Ihr Sechs-Punkte-Plan?

Rechsteiner: Ganz wichtig ist es, den Mitarbeitern größtmögliche Eigenverantwortung und Raum zur Selbstverwirklichung zu geben. Denn Wissensmanager, wie es die IT-Experten sind, lassen sich nicht „Top-Down“ führen, sie brauchen Autonomie.

Ebenso sollten die Mitarbeiter gezielt nach ihren Stärken und Vorlieben weiterentwickelt und eingesetzt werden. Denn dies beflügelt nicht nur das Wachstum der IT-Spezialisten, sondern auch die eigene Wertschöpfung.

Ein Unternehmen, das konsequent nach dieser Strategie handelt, ist der PC-Hersteller Dell mit dem „Dell Plan 2020“. Ein Baustein sind „Thematische Mitarbeiterteams“, die Gemeinsamkeiten bezüglich des Geschlechts, der Nationalität, ethnischen Herkunft, Lebensführung oder anderer Interessen haben.

Ziel ist, kreative Kräfte freizusetzen, weil jedes Teammitglied seine eigene Perspektive und Ideenwelt einbringen kann.

Wie schafft es ein IT-Arbeitgeber, Bürokratie und Hierarchien abzuschaffen, wie Sie es in Ihrem Buch weiter fordern?

Rechsteiner: In meinem Berufsalltag stoße ich immer wieder auf IT-Unternehmen, die von Verwaltungsroutine und Silodenken gelähmt werden – obwohl sie einer der innovativsten Branchen angehören.

IT-Anbieter sollten sich ihrer eigenen Mittel bedienen und auch intern schleunigst den digitalen Wandel einläuten. Dies hilft nicht nur, die Abläufe zu verschlanken und die Mitarbeiter zu mobilisieren.

Auch Abteilungs- und Wissensgrenzen verschwinden, weil neue Strukturen entstehen, die sich an den tatsächlichen betrieblichen Anforderungen orientieren.

Welche Vorteile bietet Ihr Sechs-Punkte-Plan für ein kulturbasiertes IT-Recruiting?

Rechsteiner: Unternehmen, die ihre Kultur nach klaren Leitlinien ausgerichtet und damit eine unverwechselbare Arbeitgebermarke aufgebaut haben, können gezielt nach Bewerbern suchen, die zu ihren eigenen Werten, Normen und Einstellungen passen.

So ist längst erwiesen, dass Stellenbesetzungen nur dann gelingen können, wenn neben der fachlichen Eignung der Kandidaten auch die kulturelle Passung berücksichtigt wird, Stichwort: Cultural Fit.

Was sollten Arbeitgeber bei der Einführung eines kulturbasierten Recruitings beachten?

Rechsteiner: Sie müssen die Geschäftsleitung hinter sich haben und allen Stakeholdern im Unternehmen deutlich machen, dass sie ohne eine nachhaltige, einzigartige Arbeitskultur im Kampf um die besten Talente verloren sind: Your culture is your brand.

Nur wer dieses grundlegende Ursache-Wirkung-Verhältnis berücksichtigt und eine klare Verhaltensethik im Umgang mit Mitarbeitern, Kunden und Geschäftspartnern etabliert, kann bei der Personalgewinnung einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil erzielen.

 

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