Testautomatisierung und NLS im BW-7.3-Umfeld


Um wertvolle Zeit zu gewinnen und Risiken zu minimieren, setzte das gemeinsame HP- und DataVard-Team eine neu entwickelte Lösung zur automatisierten Durchführung von SAP-Tests ein.
Die Software Kate erzeugte 320 Testfälle für 110 Queries und ersetzte manuelle Tests. Das international agierende Unternehmen nutzt ein zentrales, hochverfügbares Business-Warehouse-System, das vor Projektbeginn in bereits komprimierter Form eine Größe von 19 TB besaß.
„Das BW-System ist sehr komplex. Jegliches Reporting der rund 5000 User mit Hunderten Queries pro Tag läuft über dieses eine System. Zudem greift es auf sehr viele Datenquellen zu“
erläutert Steffen Herold, SAP Solution Architect bei HP, der das BW 7.31 betreut.
„Unser Kunde nutzt alle Möglichkeiten aus, die das System bietet. Beispielsweise werden in großem Umfang Navigational Attributes verwendet, um die Query-Ergebnisse dynamisch zu filtern.“
Seit im Jahr 2013 das Upgrade auf Version 7.31 erfolgte, verlangsamte sich die durchschnittliche Query-Performance von vier auf sechs Sekunden. Die Queries waren über die Jahre gewachsen und ständig erweitert worden.
Zusätzlich trugen die wachsenden Datenmengen und die Systemnutzung zur langsameren Query-Performance bei. Abhilfe sollte die Einführung einer NLS-Lösung (Nearline Storage) schaffen.
Die Wahl fiel auf das Software- und Beratungsunternehmen DataVard und die Anwendung OutBoard. Die SAP-zertifizierte Archivierungslösung trennt Daten nach betrieblicher Relevanz und legt diese in einen hochkomprimierten (bis zu 95 Prozent) Datenspeicher ab.
Ausschlaggebend für die Entscheidung war zum einen der integrierte NLS-Writer, der es ermöglicht, bereits archivierte Daten zu beschreiben, zum anderen die Möglichkeit, Navigational Attributes in das NLS-Archiv zu übernehmen.
„Ein wichtiges Argument war zudem die Agilität von DataVard, auf notwendige Veränderungen und Erweiterungen entsprechend kurzfristig reagieren zu können“
erläutert Steffen Herold.
Das NLS-Projekt brachte einige Herausforderungen mit sich: Der Zeitrahmen für die Implementierung war mit fünf Monaten eng gesteckt, darüber hinaus musste die Archivierung während des Quartals- und Jahresabschluss-Reportings ausgeführt werden, ohne diese zu beeinträchtigen.
Da die Einführung der NLS-Software eine Veränderung des Datenmodells erforderte, mussten umfangreiche und komplexe Testfälle mit vielen Iterationen eingeplant werden.
Bei früheren Veränderungen waren die wichtigsten Reports manuell mittels BEx-Export-to-Excel-Funktionalität getestet worden (SAP Business Explorer). „Ein sehr aufwändiges und fehleranfälliges Verfahren.
In der Regel wählt der Tester einfache Selektionen mit ein oder zwei Company Codes anstelle von Hunderten aus, Abweichungen werden häufig übersehen“, erläutert Steffen Herold die Problematik.
Aufgrund des engen Zeitrahmens und der Komplexität des BW-Systems entschieden die Projektverantwortlichen, die neu entwickelte Testsuite DataVard Kate als Implementierungsbeschleuniger einzusetzen.
Die Lösung bietet eine vollumfängliche Unterstützung für Analyse der Nutzungsdaten, Automatisierung der Testfall- und Testdatenerzeugung sowie des gesamten Testmanagements.
„Die Erwartungen waren hoch gesteckt. Die Lösung sollte zum einen die frühzeitige Erkennung und Beseitigung von Softwareproblemen im Q/A-System, zum anderen die Sicherstellung der Reporting-Datenkonsistenz und der Query-Performance ermöglichen“
so Steffen Herold.
Die Testdurchführung basierte auf den drei Säulen Regressionstests und Datenvalidierung, Performancetests sowie Testen der Data-Transferprozesse (DTPs).
„Da die Implementierung während des Jahresabschlusses stattfand, musste absolut sichergestellt werden, dass die bestehende Logik und die Daten nicht verändert werden“
erläutert Steffen Herold.
Wichtig war außerdem, die Query-Performance in drei Varianten zu testen.
„Die Messbarkeit der Performance war für uns eine große Hilfe. So konnten wir auf einen Blick sehen, wenn die Zeiten abweichen, und die Parameter anpassen oder Queries optimieren“
führt Steffen Herold aus.
Da Veränderungen in der Look-up-Logik (Abap-Code) vorgenommen wurden, mussten die DTPs getestet werden. Als große Erleichterung empfand der SAP-Spezialist die Wiederholbarkeit der Testfälle sowie die Unterstützung bei der Fehlerbehebung.
„Sind die Varianten bestimmt, lassen sich die Tests innerhalb von Sekunden erneut starten.“
Mithilfe von Selektionen kann ein Problem weiter eingegrenzt und so die Implementierung schrittweise überprüft werden. Auf diese Weise wurde auch im produktiven System sichergestellt, dass sich alles so verhält wie in den Tests im Q/A-System.
Ein weiteres Highlight: Auch die Testfallerstellung kann automatisiert werden. Die Lösung analysiert, welche Queries mit welchen Selektionen am häufigsten verwendet werden, erstellt eine HeatMap und generiert daraus die Testfälle.
„Die HeatMap ist eine tolle Möglichkeit, die Realität abzubilden, indem genau die Testfälle verwendet werden, die wirklich genutzt werden“
beschreibt Steffen Herold die Vorteile.
Durch die Testautomatisierung stiegen Testvolumen und -tiefe deutlich an.
„Mithilfe von Kate konnten wir umfangreiche Tests durchführen und 110 Queries in Varianten testen, bei insgesamt 320 Testfällen. Bei manuellen Tests wären nur die Top-25-Queries möglich gewesen“
schätzt Herold.
Darüber hinaus ließ sich durch die automatisierten Durchläufe die Integrität der Daten zu 100 Prozent sicherstellen.
„Wenn bei einem Resultset von 100.000 nummerischen Werten ein Wert nicht stimmt, geht das im manuellen Test leicht unter“
erläutert der Projektverantwortliche. Begeistert waren die Beteiligten auch von der Zeitersparnis:
„Ohne Kate wäre die Implementierung nicht in diesem Zeitrahmen möglich gewesen, Fehler wären möglicherweise nicht entdeckt und ins Produktivsystem übernommen worden“
so Steffen Herold. Auch das NLS-Projekt mit OutBoard hat alle Ziele erfüllt: Insgesamt wurde das BW-System in komprimierter Form von 19 TB auf 11 TB verkleinert.
„Mithilfe von OutBoard konnten 2,5 TB an Daten archiviert werden. Sie liegen nun auf 600 GB komprimiert im NLS-Archiv“
resümiert der SAP-Spezialist.
Und auch die durchschnittliche Query-Performance hat sich nach der NLS-Einführung und durch andere Aktivitäten wie Housekeeping, Query- und BW-Optimierung sowie BWA-Tuning deutlich verbessert. Sie liegt aktuell bei drei Sekunden stabil.
„Unser Kunde ist wie wir sehr zufrieden mit den Ergebnissen aus dem Gesamtprojekt. Die NLS-Lösung wurde termingerecht ohne Beeinträchtigungen eingeführt, die Systemgröße deutlich reduziert und die Query Performance stabilisiert“
fasst Herold zusammen.
Begeistert waren alle Beteiligten insbesondere von den Möglichkeiten, die Kate bietet.
„Wir schätzen, dass sich der Testaufwand im Projekt um mindestens 160 Stunden verringert hat. Bei dieser Musterrechnung haben wir mit nur einem Durchlauf von 320 Testfällen und einem manuellen Aufwand von 30 Minuten pro Testfall gerechnet“
so Herold.
Um die Aufwands- und Kostenersparnisse durch die Testautomatisierung auch über das Projekt hinaus nutzen zu können, wird man die Software möglicherweise bald dauerhaft im Unternehmen einsetzen.
Auf einen Blick
Herausforderung: wachsende Datenmengen, sinkende Query-Performance
Lösung:
- 2,5 TB an Daten archiviert, komprimiert auf 600 GB
- Query-Performance von 6 auf 3 Sek. verbessert
- BW-System von 19 TB auf 11 TB verkleinert (komprimierte Größe)
System:
SAP NetWeaver BW 7.31, 5.000 User
Charakteristik:
hochverfügbares, zentrales System, komplex, da viele Datenquellen, viele User. Kunde nutzt alle Möglichkeiten aus, die BW-Systeme bieten (z. B. Navigational Attributes).