

Wir hatten die Gelegenheit, mit Sameer Patel, SAPs Global Vice President und General Manager für Social und Collaborative Software, über die Strategie des Softwareherstellers zu sprechen. Der Eckpfeiler von SAPs Social-Collaboration-Initiative ist das Produkt Jam.
Der Walldorfer Softwarekonzern hatte bereits erste Schritte in diese Richtung mit Streamwork gemacht, einer On-Demand-Lösung für kooperative Entscheidungsfindung und Problemlösung.
Mit dem Kauf von SuccessFactors wurde Streamwork eingestellt und die Funktionen in Jam überführt. SAP verfolgt nun den Ansatz, Collaboration in den Geschäftsprozesskontext zu integrieren.
Sameer Patel schätzt, dass Vertriebsmitarbeiter fünf bis 25 Prozent ihrer Zeit mit CRM-Softwarelösungen verbringen. Die restliche Zeit besteht aus Collaboration, also Treffen mit Kunden, Diskussionen mit Mitarbeitern, Austausch von Dokumenten und der Suche nach Spezialisten innerhalb des Unternehmens.
Die Tools zur Unterstützung dieser Aufgaben stammen in der Regel nicht von SAP. Der Anbieter hofft nun, dass sich das mit Jam ändert, indem die SAP-Geschäftsanwendungen durch Social-Collaboration-Funktionen ergänzt werden.
Social ABAP Apps
Während SAP-Anwender heute SAP-Applikationen für strukturierte Abläufe wie Finanzen und Kundenmanagement nutzen, sollen sie in Zukunft Jam für unstrukturierte Aufgaben wie die Zusammenarbeit mit Geschäftspartnern und Kollegen verwenden.
Jam kann in jede ABAP-basierte Applikation von SAP und seinen Partnern integriert werden. Und dies zeigt bereits, wo SAPs Schwerpunkt bei Social Collaboration liegen wird: in der Bereitstellung von Collaboration-Funktionen für Geschäftsprozesse.
Die Verbindung von Geschäftsanwendungen und Collaboration ist in bestimmten Anwendungsszenarien durchaus sinnvoll – selbst in Geschäftszusammenhängen mit hohem Standardisierungs- und Automatisierungsgrad.
Ein Beispiel hierfür ist die Ausnahmebehandlung von Rechnungen im Finanzmanagement, etwa bei Unstimmigkeiten oder fehlerhaften Angaben.
SAP ist nicht allein
Selbstverständlich ist SAP nicht der einzige Anbieter, der diesen Ansatz verfolgt. Unternehmen wie IBM, Atos und Salesforce.com arbeiten an ähnlichen Konzepten, um Geschäftsprozesse und Social Collaboration zu verbinden.
Doch SAP hat dank seiner installierten Basis von Geschäftsanwendungen und Kunden eine starke Ausgangsposition. Wir bei PAC gehen davon aus, dass in diesem Wettbewerb nicht die Anbieter mit den ausgefeiltesten Features und Funktionen die Nase vorn haben werden, sondern jene mit den spannendsten Use Cases für Social Collaboration im Geschäftsapplikationsumfeld.
Besonders prädestiniert für schnelle Erfolge sind die Bereiche CRM, PLM und SCM. SAP muss es gelingen, dem Kunden zu beweisen, dass die eigene Technik am besten geeignet ist, die SAP-Applikationen mit Social Collaboration zu verbinden. Es liegt nahe, dass auch andere Anbieter von Social Collaboration Tools die SAP-Kundschaft umwerben werden.
Ein Kommentar von Pierre Audoin Consultants (PAC)