Schöne neue Welt: Digitales Arbeitsleben in Deutschland

Die Arbeit mit nach Hause nehmen – dieses Phänomen ist vielen Arbeitnehmern bekannt. Doch mit Smartphones, Tablets & Co. findet auch Privates immer mehr Eingang in den beruflichen Alltag. Social-Media-Aktivitäten am Arbeitsplatz beinhalten immer öfter Cyber-Schikanen oder romantische Online-Avancen.
E-3 Magazin
1. April 2013
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2013
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Der falsche oder unbedachte Umgang mit sozialen Netzwerken führt leicht zu negativen Auswirkungen auf die Privatsphäre am Arbeitsplatz. Beleidigungen, Lästereien und romantische Avancen über Social-Media-Kanäle sind in Unternehmen an der Tagesordnung. Cyber-Bullying – also Schikane oder Mobbing via Social Media – nimmt zu.

Fast zehn Prozent aller weltweit Befragten wurden bereits von einem Kollegen via E-Mail, Instant Messaging, Social Media oder SMS beleidigt, so die Ergebnisse der Digital Diaries Studie des IT-Security-Anbieters AVG.

Dies gilt auch für Deutschland: 14 Prozent aller deutschen Arbeitnehmer sind bereits auf heimliche Unterhaltungen über sich in sozialen Netzwerken gestoßen. Damit sind die Deutschen im weltweiten Vergleich Spitzenreiter im digitalen Lästern.

„Spätestens seit Smartphones, Tablets und Co. die Arbeitsplätze erobern, überlappen sich Berufswelt und Privatleben immer stärker. Das eigene Smartphone ist schnell zur Hand, wenn vom heimischen Sofa noch fix ein Kollege erreicht werden muss. Die Diskussion führt letztlich weit über technische und rechtliche Aspekte hinaus“

ist Jürgen Jakob, Geschäftsführer Jakobsoftware und Sicherheitsexperte, überzeugt.

Schon sechs Prozent aller Befragten haben beispielsweise ungewollte romantische Avancen über soziale Netzwerke erhalten. Jeder achte Arbeitnehmer erklärte außerdem, dass Kollegen via Social Media bereits Gerüchte über ihn im Büro verbreitet haben.

Elf Prozent aller befragten Arbeitnehmer wurden schon einmal durch Bilder und Videos bloßgestellt, die in der Arbeit, auf der Unternehmens-Weihnachtsfeier oder auf dem Betriebsausflug aufgenommen und hochgeladen wurden.

In Deutschland ist davon jeder 20. betroffen, in Spanien sind es mit 19 Prozent sogar viermal mehr. Tony ­Anscombe, Senior Security Evangelist bei AVG, erläutert:

„Auch Arbeitgeber müssen aufpassen, wenn sie den Social-Media-Auftritt des Unternehmens verwalten. Solange nicht jeder weiß, welches Verhalten online akzeptabel ist und welches nicht, wird jeder Versuch scheitern, offizielle Unternehmensrichtlinien gegen Cyber-Schikanen einzuführen. Das öffnet Mobbing und Übergriffen ins Privatleben Tür und Tor.“

Besonders schlimm dabei ist: Fast jeder zehnte der weltweit befragten Arbeitnehmer gab an, dass ein Vorgesetzter Informationen, Gerüchte und Lästereien, die in sozialen Netzwerken verbreitet wurden, gegen die eigene Person oder gegen Kollegen verwendet hat.

AVG SocialMedia Grafik1
Social Media beeinträchtigt die Privatsphäre am Arbeitsplatz – nur nicht in Deutschland.

In den USA mussten sogar schon 13 Prozent diese Erfahrung machen. Dagegen berichten fünf Prozent der Deutschen, dass Vorgesetzte ihre Position in diesem Umfang ausnutzen. Dennoch akzeptieren Mitarbeiter weiterhin Freundschaftsanfragen von Kollegen und Vorgesetzten, obwohl sie dies eigentlich nicht möchten.

In Deutschland gaben 24 Prozent der Befragten an, dem Druck nicht standgehalten zu haben und Freundschaftsanfragen aus dem beruflichen Umfeld trotz Unbehagen angenommen zu haben.

Bei Lästereien und Beleidigungen in sozialen Netzwerken scheuen deutsche Mitarbeiter die direkte Konfrontation nicht. 65 Prozent der Arbeitnehmer sprechen häufiger direkt mit dem Kollegen, der sie schikaniert, als mit dem Chef (53 Prozent).

Ganz im Gegensatz zu einigen englischsprachigen Ländern. In Großbritannien sprechen beispielsweise 69 Prozent unmittelbar mit dem Vorgesetzten (USA 61 Prozent), während 47 Prozent der Befragten den Kollegen direkt konfrontieren (USA 44 Prozent).

Da soziale Netzwerke am Arbeitsplatz die Privatsphäre empfindlich beeinträchtigen, nutzen weltweit viele Arbeitnehmer soziale Netzwerke nur noch eingeschränkt oder sogar überhaupt nicht mehr.

AVG SocialMedia Grafik2
Deutsche Arbeitnehmer lästern am häufigsten in sozialen Netzwerken.

In den USA und Großbritannien fühlen sich fast zwei Drittel in ihrer Privatsphäre beeinträchtigt und im weltweiten Durchschnitt mit 53 Prozent aller Befragten mehr als die Hälfte. Dies gilt jedoch nicht für Deutschland: Nur 38 Prozent der deutschen Arbeitnehmer sehen ihre berufliche Privatsphäre in Gefahr.

Jedoch gaben 49 Prozent der deutschen Mitarbeiter an, künftig vorsichtiger beim Posten von Kommentaren und Bildern zu sein, ganze 37 Prozent vermeiden als Konsequenz sämtliche Social-Media-Aktivitäten am Arbeitsplatz.

Damit belegen sie nach Frankreich mit 40 Prozent den zweiten Platz. Knapp ein Viertel aller Befragten schränkt weltweit deswegen seine Aktivitäten wenigstens ein, in Deutschland sind dies dagegen nur 13 Prozent – weltweit die niedrigste Zahl.

Außerdem inte­ressant: Während die Hälfte aller weltweit Befragten glaubt, dass ihr Unternehmen für die Posts der Mitarbeiter auch über ihre privaten Accounts während der Arbeitszeiten verantwortlich sind, vertreten in Deutschland nur 27 Prozent diese Ansicht.

 


Zur Studie: Über AVG Digital Diaries

Für die aktuelle 7. Studie mit dem Titel „Digital Work Life“ aus der Serie „Digital Diaries“ wurden im Auftrag von AVG Technologies 4000 Arbeitnehmer in zehn Ländern befragt. Jeder Teil der Serie widmet sich einem anderen Aspekt der digitalen Welt und den Auswirkungen auf Mensch und Gesellschaft.

Bisher veröffentlicht sind „Digital Birth“, „Digital Skills“, „Digital Playground“, „Digital Maturity“, „Digital Coming of Age“ sowie „Digital Baggage“. Research Now führte die Untersuchungen zu allen Teilen der Digital-Diaries-Serie im Auftrag von AVG Technologies durch.

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