Run Simple? Run Tricky!


Seit Jahrzehnten verspricht uns die Informatik denkende und autonom handelnde Maschinen. Dieses Forschungsgebiet ist bekannt unter der Bezeichnung „Künstliche Intelligenz“ (KI).
Die offiziellen Ergebnisse der Universitäten und Industrielabors sind ernüchternd: Bestenfalls hat die KI das Niveau von fünfjährigen Kindern erreicht – auch wenn manche Programme sehr gut Schach spielen. Aber das ist eine andere Geschichte.
Durch einen äußerst unglücklichen Umstand wurden jetzt die geheimen Softwarepläne der Industrie aufgedeckt. Das Unglück begann offensichtlich bei Volkswagen in den USA.
Eine Behörde entdeckte eine effiziente und raffinierte Software in VW-Dieselmotoren. Ein autonom arbeitendes Programm erkennt anhand von Fahrparametern, ob sich das Auto auf einem Prüfstand befindet.
Steht also das Fahrzeug unter Beobachtung, verhält es sich sauber und wie in den Datenblättern vorgeschrieben. Zurück auf der Straße ist es wieder die rücksichtslose, ungehobelte Dreckschleuder. So macht Auto fahren wieder Spaß.
Das Elegante an der Software ist die eingebaute Schlauheit – man kann es auch künstliche Intelligenz nennen. Einmal programmiert, können die VW-Ingenieure ihre Dieselautos auf die Straße entlassen und sicher sein, dass im Fall des Falles der Motor eine weiße Weste behält.
Wer aber hat diese bimodale Software erfunden? Wem gehört die Ehre? Hinter den Kulissen ist ein heftiger Streit zwischen Volkswagen und SAP entstanden, denn SAP behauptet, dass man diesen bimodalen Modus – Stabilität und Agilität – immer schon bei den eigenen Benchmarks einsetzte.
Es ist ein Wettstreit zwischen den Server-, Betriebssystem- und Datenbankherstellern. Welche Konfiguration erbringt für die SAP-Software die höchste Leistung?
Die SAP-Benchmarks sind natürlich alles andere als realitätsnah. Hier wird getrickst und geschummelt, was der Informatik-Werkzeugkasten hergibt!
Unter Laborbedingungen werden dann Spitzenleistungen erzielt, für die es offizielle SAP-Zertifikate gibt. Ebenso haben natürlich auch alle VW-Dieselmotoren gültige Umwelt- und andere Zertifikate, die den Autos korrektes Verhalten attestieren.
Die Situation bei SAP in Walldorf ist also durchaus vergleichbar mit dem Skandal bei VW in Wolfsburg. Nur wer hat es erfunden? Wem gebühren die Lorbeeren für diese autonom arbeitende KI-Software?
Die Datenbank SAP Hana wird KI weiter vorantreiben. Schon jetzt entscheidet die SAP-Software, was wichtig und unwichtig ist, und klassifiziert die Daten in Hot (In-memory Computing), Warm, Cold und Cool.
Der Anwender steht staunend davor und versucht sich an die Worte von SAP-Chef Bill McDermott zu erinnern: Run Simple.
Das ist aber die falsche Antwort. Auf der Sapphire Orlando 2016 wird der gesamte SAP-Vorstand das KI-Update präsentieren und dann heißt es: Run Tricky!
Wie schon bei den SAP-Benchmarks und den VW-Dieselmotoren ist erlaubt, was möglich ist – da freut sich das Herz des Ingenieurs.
Von „Run Simple“ zu „Run Tricky“ ist es für VW und SAP nur ein kleiner Schritt, aber eine große Katastrophe für die Autofahrer und die SAP-Community.
Wer es erfunden hat, ist immer noch nicht geklärt. Egal, es funktioniert und somit heißt es ab sofort in Walldorf: Run Tricky!