Rückblick CeBIT 2013 – Was (vielleicht) übrig bleibt


Weitgehend blieben die Aussteller an ihren bekannten Plätzen, sodass den CeBIT- Veteranen die Orientierung von Jahr zu Jahr leichter fällt. In Halle 4 bei SAP, Telekom, Microsoft, Bitkom und Software AG kamen noch einige SAP-Partner wie Cormeta hinzu.
Das macht Sinn und verkürzt die Wege. Die Nachbarschaft von SAP und Telekom sowie T-Systems war auffällig und scheint strategisch zu sein. Man absolvierte gegenseitige Referenzbesuche und Ferri Abolhassan, Geschäftsleitung T-Systems, wurde mit seinem Stab bei SAP-Vorstand Gerhard Oswald gesehen.
Ob ernsthaft verhandelt oder nur die Hände geschüttelt wurden, war nicht zu erfahren, denn der optisch gelungene SAP-Stand war extrem laut beschallt. Ging es vergangenes Jahr noch vergleichsweise ruhig am selben Stand zu – würdevoll wurde 40 Jahre SAP gefeiert –, so war 2013 Action angesagt.
Gerd Oswald fand in seinem Büro im ersten Stock kaum eine ruhige Minute zum Arbeiten oder Diskutieren, lag doch sein Zimmer fast direkt hinter der großen SAP-Bühne.
RŽD sucht Hana
Und dennoch war die CeBIT ein Erfolg, weil hektische Besuchsdiplomatie herrschte – nicht nur zwischen den einzelnen Standbesatzungen. Vielleicht wäre die CeBIT auch ein Erfolg, wenn man nur komfortable Bürocontainer in die Hallen stellen und guten Kaffee servieren würde?
Definitiv hat die Standgröße keinen Einfluss auf interessante Besucher: Am sehr kleinen Metasonic-Stand in Halle 3 war die russische Eisenbahn, einer der größten SAP-Kunden weltweit. Man interessierte sich für subjektorientiertes BPM (Business Process Management) und den neuen, multimedialen Spieltisch zum Gestalten von Geschäftsprozessen.
Natürlich schaute die Delegation auch bei Gerd Oswald und SAP EVP Bernd Leukert vorbei – immerhin gibt es zahlreiche Herausforderungen: Rossijskije schelesnyje dorogi (Russische Eisenbahnen, kurz: RŽD) haben über eine Million Mitarbeiter, an die 20 SAP-Systeme mit mehr als 100.000 Anwendern und sehr vielen ABAP-Eigenentwicklungen.
Da wird jeder Releasewechsel zum Hindernislauf. Ein Umstieg auf neue Versionen und vielleicht ein Hana-basiertes System erscheint interessant. Bereits russischer Hana-Kunde ist Surgutneftegas mit IS Oil and Gas und Business Warehouse auf Hana.
Ein Gespräch auf der CeBIT kann somit nie falsch sein. Man wünscht sich nur ein wenig mehr Business-Atmosphäre und weniger Jahrmarkt. Trotz Xing, LinkedIn und Facebook ist eine Messe wichtig (siehe auch Hausmitteilung auf Seite 4), aber vielleicht funktioniert es auch seriöser.
Metasonic Touch
Hana ist eine laute Revolution und Hana wird bleiben, wenn auch andere Datenbank-Hersteller wie Microsoft, Oracle und IBM ihre Produkte mit In-memory-Technologie aufrüsten.
Was Hana auch bringen wird, ist ein neuerliches Business Process Reengineering. Die positiven Eigenschaften von Hana haben unmittelbaren Einfluss auf die Aufbau- und Ablauforganisation: Somit war es kein Zufall, dass RŽD bei SAP und Metasonic war. Man präsentierte erstmals den BPM-Modellierungstisch Metasonic Touch.
Mit greifbaren Bausteinen sind die Mitarbeiter aller Unternehmensbereiche ohne IT- oder Programmierkenntnisse in der Lage, direkt Geschäftsprozesse am Tisch zu modellieren. Die fertigen Modelle werden daraufhin in die BPM-Suite von Metasonic übertragen und sofort ausgeführt.
„Bei Metasonic Touch handelt es sich um eine neue Modellierungsoberfläche. Diese vereinfacht das Erstellen von Geschäftsprozessen um ein Vielfaches. Dies wiederum erhöht die Akzeptanz, neue Unternehmensprozesse einzuführen“
betont Herbert Kindermann, CEO von Metasonic.
Unternehmen steigern dadurch deutlich die Agilität. Zudem werde die Lücke zwischen der IT-Abteilung und den Fachbereichen geschlossen. Die Anwender können die einzelnen Modellierungsbausteine von Metasonic Touch direkt auf der Tischoberfläche verschieben. Diese haben an der Unterseite eine eindeutige Codierung.
Eine integrierte Kamera erkennt diese Codierung automatisch. Schiebt man zwei dieser Bausteine gegeneinander, wird deren Verbindung auf die Oberfläche des Tisches projiziert. Auf diese Weise modellieren die einzelnen Mitarbeiter ihr Verhalten (Subjektverhalten) im Geschäftsprozess.
Die 2004 gegründete Metasonic bietet eine Lösung für dynamisches Geschäftsprozessmanagement (BPM) an. Sie basiert auf der patentierten, subjektorientierten BPM-Methode (S-BPM).

Aris lebt noch
Auch BPM in Form von Aris der IDS Scheer gibt es noch, auch wenn es beim Mutterhaus Software AG deutlich ruhiger war als an den benachbarten Ständen von Microsoft, Telekom und SAP.
Es scheint nicht gut zu stehen um die Software AG: Der CeBIT-Stand war groß, aber meistens nur mit eigenen Mitarbeitern besetzt. Engagierte Diskussionen wie bei der Telekom und T-Systems suchte man vergebens – obwohl man auch auf In-memory Computing setzt und das einst in der SAP-Community sehr beliebte webMethods weiterpflegt.
Die neueste Version der webMethods-Plattform ermöglicht Kunden die Integration von Cloud-, Social-Collaboration-, Mobile- und Big-Data-Technologien in einer Plattform. Bei webMethods 9.0 liegt der Fokus auf der Integration großer Datenmengen aus beliebigen Datenquellen.
In webMethods ist die In-memory-Technologie von Terracotta integriert. Terracotta wird von über zwei Millionen Entwicklern genutzt; insgesamt gibt es über eine Million Installationen dieses In-memory-Produkts.
Auch das beginnende Business Process Reengineering im In-memory-Computing-Zeitalter scheint die Software AG mit der übernommenen IDS Scheer nicht nutzen zu können: Die Aris-Arbeitsplätze am CeBIT-Stand waren die meiste Zeit verwaist.
Obwohl man auf der Messe die Verfügbarkeit der neuen Aris Version 9 bekannt gab. Mit Aris will man eine Plattform für das Geschäftsprozessmanagement liefern, das die gesamte Bandbreite von Kundenanforderungen aus Business- und IT-Bereichen, auch über Unternehmensgrenzen hinaus, abdeckt.
Aris adressiert rollenspezifisches Know-how und individuelle Anforderungen, indem es für jeden der Akteure in Unternehmen und Behörden die richtige Werkzeugumgebung, Produktsicht, Benutzeroberfläche und die richtigen Informationen und Daten bereitstellt – offensichtlich will man damit Anschluss an das S-BPM von Metasonic gewinnen (subjektorientiertes Business Prozess Management).
Aris 9 soll aufgrund eines intuitiven und browser-basierten Look and Feel einfach zu erlernen und zu benutzen sein. Zusätzlich zu den neuen Funktionalitäten wird es in Aris 9 eine neue patentierte Symbolik zur Visualisierung von Prozessinhalten geben, die eine besonders komfortable und einfache Benutzerführung ermöglicht.
„Eine agile Unternehmensarchitektur, die eine IT ermöglicht, welche auf die Unternehmensziele abgestimmt ist, ist ein zentraler Bestandteil unserer Strategie, maximale Wertschöpfung für unsere Kunden zu generieren“
betonte Wolfram Jost, Chief Technology Officer und Mitglied des Vorstands der Software AG.
„Hier bietet Aris hohe Performanz, Benutzerfreundlichkeit sowie umfangreiche Funktionalität und unterstützt die unternehmensübergreifende Zusammenarbeit. Die konsequente Weiterentwicklung von Aris in Richtung Social, Cloud, Mobile und Big Data/Analytics findet bei unseren Kunden große Beachtung.“
Suite on Hana
Was am 10. Januar dieses Jahres begonnen, sich auf der CeBIT bestätigt hat und bleiben wird: SAP Business Suite powered by Hana. Einige SAP-Partner kündigten an, für den Betrieb ihrer IT-Landschaft künftig auf die Business Suite powered by Hana zu setzen.
Die Suite on Hana ist eine integrierte Unternehmensanwendung, die Transaktionsdaten auf einer einzelnen In-memory-Plattform in Echtzeit erfasst und analysiert. Diese Beschleunigung von IT-Prozessen ist die Vorbereitung für das von Prof. Hasso Plattner initiierte Realtime Enterprise.
Die SAP Business Suite powered by SAP Hana bietet eine offene Umgebung, die Unternehmensführung in Echtzeit ermöglicht: Datenanalysen und Vorhersagen auf Basis aktueller Transaktionsdaten beschleunigen Geschäftsprozesse und ermöglichen so eine einfachere Zusammenarbeit im Geschäftsumfeld.
Innovationen lassen sich auf ihre Marktreife und Machbarkeit hin besser überprüfen. Q-Partners, ein branchenunabhängiges SAP-Beratungshaus, hat sich entschieden, für die eigenen Geschäftsprozesse auf Business Suite powered by Hana zu setzen.
Als eines der ersten mittelständischen deutschen Unternehmen nimmt Q-Partners damit eine Vorreiterrolle ein. Die Verträge wurden zwischen SAP Deutschland, ITML und Q-Partners am 8. März anlässlich der CeBIT unterzeichnet.
Passend zur Einführung der Suite on Hana wird auch deren Mobilisierung Rechnung getragen. Q-Partners wird die zur mobilen Nutzung passenden Apps für die SAP-Prozesse entwickeln und diese über einen internen App-Store den Mitarbeitern bereitstellen.
Q-Partners & IMCC 2013
„Wir werden nun in den nächsten Tagen die Infrastruktur von unserem Outsourcing Partner OEDIV bereitstellen lassen und danach mit der Implementierung der Business Suite powered by Hana beginnen. Geplanter Produktivstart ist pünktlich zu Beginn der In-memory Computing Conference am 5. Juni in Frankfurt“
so Markus Stretz, einer der Geschäftsführer von Q-Partners. Sein Co-Geschäftsführer Matthias Kneissl ergänzt:
„Wir versprechen uns mit unserer Vorreiterrolle auch eine Vorbildfunktion. Als eines der ersten Beratungshäuser in Deutschland können wir SAP-Kunden und Interessenten von der Hana-Konzeption bis hin zum Betrieb mit Informationen und Umsetzungserfahrungen kompetent bedienen.“
Matthias Kneissl wird auf der IMCC 2013 einen Vortrag halten und für weiterführende Diskussionen den interessierten Konferenzteilnehmern zur Verfügung stehen (www.in-memory.cc). Q-Partners, häufig Early Adopter von neuen SAP-Technologien, folgt dem Motto: Was wir verkaufen, wollen wir auch einsetzen.
Mit dem Start der CeBIT 2013 in Hannover bietet man nun ganzheitliches Consulting an. Für Bestandskunden, die von der neuen Business Suite profitieren wollen, stellt SAP ein Service Pack zur Verfügung (EhP). Zur Migration von Legacy-Datenbanken auf Hana hat SAP zur schnellen Implementierung eine Rapid-Deployment-Lösung entwickelt.
Eat Your Own Dog Food
SAP hat das CRM-System auf „powered by Hana“ migriert. Das Projekt wurde nach eigener Aussage in Rekordzeit abgeschlossen, nun ist man selbst der erste Kunde, der die neue Lösung eingeführt hat.
Somit war Walldorf spannender als Hannover: SAP-Datenbankchef Franz Färber sollte mit EVP Bernd Leukert eine Diskussionsrunde leiten, war aber aufgrund des CRM/Hana-Releasewechsels nicht für Journalisten und Analysten verfügbar.
Der Transformationsprozess dauerte etwa zweieinhalb Monate und konnte zeitgleich zur CeBIT abgeschlossen werden, einen Beweis dafür gab es allerdings nicht!
„Der Echtzeit-Einblick in unsere Kunden-Pipeline gibt uns die Möglichkeit, unsere Geschäfte kontinuierlich zu analysieren. So wissen wir genau, wo wir zusätzliche Ressourcen einplanen müssen.
SAP Global Customer Operations setzt sich stark dafür ein, dass die SAP regelmäßig innovative Geschäftsanwendungen auf Basis von Hana bereitstellt und diese als engagierter interner Kunde auch selbst aktiv einsetzt“
erklärte Robert Enslin, President of Global Customer Operations und Mitglied des Global Managing Board der SAP.
„Mit der Migration unseres eigenen CRM-Systems in CRM powered by Hana profitieren wir von einer schnelleren Lösung, die wir ohne Unterbrechung des Geschäftsbetriebs einführen konnten.
Ein weiterer Vorteil ist, dass wir nun jederzeit und überall Einblick in wertvolle Informationen haben – von der Kundenebene bis hoch zur Geschäftsleitung. Diese Daten helfen uns, fundierte Entscheidungen zu treffen.“