Cloud, die keine Cloud ist

On-prem-Cloud-Funktionen
Die Wahrheit ist: Ja, es gibt so etwas. Es kann jedoch einige Zeit dauern, bis der SAP-Bestandskunde einen Vertriebsbeauftragten findet, der dieses seltsame und rare SAP-Produkt auch anbietet. Einfacher ist es, eine Anfrage an HPE zu richten, denn mit diesem IT-Anbieter hat SAP die Lösung entwickelt. Warum aber?
Cloud Computing
Es gibt viele Gründe, die für Cloud Computing im eigenen Rechenzentrum oder bei einem Hoster der eigenen Wahl sprechen. Von vielen SAP-Bestandskunden wird die eigene Datenhoheit angeführt, zusammen mit den eigenen SAP-Lizenzen. Hierbei ist nicht Security, also Datenschutz und Sicherheit, das Thema, sondern Governance und Compliance. Es kann schon sein, dass die Daten in den Cloud-Zentren von Microsoft, Amazon und Google sicherer liegen. Aber im Fall des Falles ist der physische Zugang schwierig. Auch der Download und die anschließende Weiterverwendung der eigenen Daten sind eine Herausforderung. Wenn die Daten einmal in der Public oder Private Cloud sind, ist der SAP-Bestandskunde weitgehend dem Cloud-Anbieter und Hyperscaler ausgeliefert. Neben diesem Verlust an Souveränität sind auch die hohen Kosten zu beachten.
Wir verlassen die Cloud
„Zu teuer und obszöne Margen: Wir verlassen die Cloud“ betitelte mein Kollege Jürgen Hill von der Computerwoche aus München einen hervorragend geschriebenen Text. Er schildert in seinem Beitrag einen Anwender, der es ernsthaft und lange mit Cloud Computing versucht hat, letztendlich aber eingestehen musste, dass es sich nicht rechnet! Auch wenn das angeführte Beispiel nicht für jeden SAP-Bestandskunden gilt, so kann das lineare Wachstum der Kosten einer SAP-Cloud besorgniserregend werden.
In der kommenden E-3 Ausgabe Dezember/Januar berichten wir über den SAP-Partner-Summit Hamburg 2022 und eine Cloud-Kalkulation aus Sicht von SAP – nicht immer zum Vorteil der Bestandskunden. Tatsache ist, dass es in der Private und Public Cloud kaum Einsparungen durch geringere Komplexität gibt. Die ständig steigenden Kosten widersprechen vielen Aussagen der Hyperscaler. Für die Cloud sprechen geringere Anfangsinvestitionen und weniger Administration bezüglich Personalsuche und Basisbetrieb. Damit ist die Diskussion um die beste S/4-Hana-Infrastruktur eröffnet.
Ich habe einmal eine Rentabilitätsrechnung für einen Kunden zu Business by Design (das war der erste Cloud-Versuch von SAP) gemacht. Es wurde also der Cloud-Betrieb kostenmäßig mit einer On-Demand-Lizenzierung und Betrieb bei einem (günstigen) externen Rechenzentrum verglichen. Da kam heraus, dass ab maximal 5 Jahren der Betrieb im eigenen oder fremden Rechenzentrum auf On-Demand-Basis in Summe günstiger ist als eine Cloud-Abwicklung wie sie SAP propagiert und gerne möchte.
Da wurde der Vorteil, dass man in einem "private" System wesentlich leichter ADD-ONs, Verknüpfungen mit Non-SAP-Daten,... erstellen kann, gar nicht mitgerechnet.
Fazit: Cloud-Lösungen rechnen sich meist nur dann, wenn man die Applikation nur relativ kurz nutzen will - in der Erwartung , dass es dazu laufende Verbesserungen am Markt gibt und man diese möglichst zeitnah nutzen will.
Bei ERP-Systemen ist aber das Gegenteil der Fall: Einmal eingeführt, soll es 10 bis 15 Jahre genutzt werden, Verbesserungen Erweiterungen werden im Rahmend der Wartung eingespielt oder durch neue integrierte Module ermöglicht. Damit sind ERP-Systeme aus wirtschaftlichen Gründen in einem externen Cloud-Betrieb eher nicht empfehlenwert.