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Never change a running system

Was tun mit der neuen ERP-Generation S/4? Selbst der Anwenderverein DSAG warnt vor einem Schnellschuss, denn der Wechsel ist ein Kraftakt. Und 8100 produktive S/4-Systeme nach fünf Jahren sind nicht ermutigend.
4. Februar 2021
Hausmitteilung
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Die SAP-ERP-Version S/4 wurde am 3. Februar 2015 an der New Yorker Börse vom damaligen Chef Bill McDermott, dem Ex-CTO Bernd Leukert sowie von Professor Hasso Plattner präsentiert. Mehr als fünf Jahre später haben etwa 15.100 SAP-Kunden eine S/4-Hana-Lizenz erworben, davon haben aber nur 8100 Kunden ein lauffähiges und produktives S/4-System. Diese Transformation innerhalb von fünf Jahren für einen anstehenden ERP-Versionswechsel ist besorgniserregend.

In einer Presseaussendung schreibt der Verein DSAG: Der Wechsel an sich ist für viele Unternehmen ein erheblicher Kraftakt, der mit einer Reihe weiterer Veränderungen einhergeht.

„Denn“, so der DSAG-Technologievorstand Steffen Pietsch, „eine S/4-Hana-Migration ist kein minimalinvasiver Eingriff, sondern ein umfangreiches Change-Projekt auf prozessualer, organisatorischer und technischer Ebene.“

Veränderungen betreffen vielfach nicht nur das ERP-System selbst, sondern führen auch zu Anpassungen in integrierten Umsystemen oder der Einführung neuer Softwarelösungen.

Wer sich noch nicht mit hybrider oder cloudbasierter Software und deren Integration in eine SAP-Landschaft befasst hat, steht vor großen Herausforderungen. Letztendlich ist es dann ein technischer Versionswechsel ohne Geschäftsprozessvorteile. Es ist mehr als verständlich, dass nur die Hälfte der stolzen S/4-Lizenzbesitzer auch ein Customizing wagte: never change a running system.

Technisch und organisatorisch hat SAP-Chef Christian Klein fast alles richtig gemacht. Transformationsprozesse brauchen aber Zeit. Die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Wartungsverlängerung über 2030 hinaus ist demnach hoch, weil eine S/4-Migration keinen minimalinvasiven Eingriff, sondern ein umfangreiches Change-Projekt darstellt.

SAP-Aufsichtsrat, Vorstand und die Partner-Community zeigen mit Hana und S/4 eine blühende Zukunft. Sie vergessen aber, die Gründe zu nennen, warum der SAP-Bestandskunde seine existierende Business Suite 7 mit AnyDB verschrotten soll. Das Neue möge besser sein, das Alte ist aber auch nicht schlecht, oder?

Es gibt in der SAP-Community viele Proofs of Concept bezüglich Hana und S/4, aber wenig Vertrauen in einen nachhaltigen Mehrwert. Eine DSAG-Umfrage zeigt, dass viele SAP-Bestandskunden auf dem Weg in Richtung Hana und S/4 sind, aber SAP weigert sich, Antworten betreffend Transformation zu geben und vertrauensbildende Maßnahmen zu setzen:

Wie geht es nach 2025 mit AnyDB in Richtung Hana und später auf S/4 weiter? Die Beantwortung dieser Frage wurde Anfang dieses Jahres auf den DSAG-Technologietagen von SAP-Vorstand Jürgen Müller angekündigt. Bis heute gibt es keine SAP-Antworten.

Der DSAG-Technologievorstand Steffen Pietsch fordert von SAP passende Lösungen und Hilfestellungen wie eine klare Einordnung zur Informationssicherheit und DSGVO-konformen Verarbeitung personenbezogener Daten, geeignete Qualifizierungsprogramme, mehr Planungssicherheit bezüglich erforderlicher Komponenten und Lizenzen für hybride Szenarien sowie Integrationsfähigkeit als Kernforderung. Dies ist eine wesentliche Voraussetzung, um den Weg zu S/4 und in eine hybride Zukunft zu meistern.

„SAP ist auf einem guten Weg und hat auch bereits wichtige Meilensteine erreicht, aber es sind noch einige Hürden zu nehmen“, so Pietsch.

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