Direktes SAP-Monitoring ohne Umwege


Frisch von der Quelle
Was früher zu den Grundlagen der Informationstechnik zählte, verwalten die meisten Unternehmen heute über das User Interface ihres Cloud-Providers. Klar, die Hardware gibt es noch. Aber Unternehmen mieten keine bestimmte Anzahl an Recheneinheiten, sondern eine Software: ein Programm, das ihre persönliche IT-Struktur auf den Servern des Providers emuliert. Kabel, Computer und Switches on-premises werden durch Code ersetzt. „Everything as Code“ nennt sich die Zukunftsvision der DevOps-Bewegung, in der Kenntnisse in YAML oder JSON ausreichen, um jedes IT-Problem zu lösen. Was es damit auf sich hat und wie Unternehmen so ihre SAP-Systeme besser im Griff behalten können, erklärt Klaus Kurz, Senior Director, Solutions Consulting Central Europe bei New Relic.
Wichtig, aber komplex
Die Software-Kollektion von SAP ist inzwischen gut etabliert. Auch für das Monitoring des SAP-Stacks haben sich einige Tools durchgesetzt. Aber auch bei hauseigenen Lösungen stehen IT-Teams oft vor Herausforderungen:
Schwer zu verstehen: Ein häufiges Problem, mit dem sich Unternehmen konfrontiert sehen, sind Unterbrechungen oder Verlangsamungen im Prozessablauf. Die Gründe dafür sind vielfältig: Sei es Ressourcenüberlastung oder ein Datenbankproblem, IDoc- oder RFC-Fehler, Batch-Job-Verzögerungen oder eine schlechte Performance im Fiori-Browser. Auch die Integration externer Systeme kann die Ursache für Unruhe im SAP-Stack sein. Eine Vielzahl an Agents, Tools und proprietärer Software ist hier eher hinderlich, wenn es darum geht, sein gesamtes SAP-System durchgängig auf Transaktions- und Prozessebene zu überwachen.
Langsam zu lösen: Das Know-how für bewährte Monitoring- und Management-Lösungen ist in vielen Unternehmen vorhanden. Probleme in SAP-Umgebungen schnell zu finden und zu lösen wird von vielen SAP-Dashboards, Protokollen oder Tabellen erschwert, die oft manuell durchsucht werden müssen. Hinzu kommt: Wer das Know-how nicht hat, versteht auch nichts. In anderen Worten: Die Kommunikation mit Teams, die keine umfassende SAP-Expertise haben, wird durch fehlende gemeinsame Telemetriedaten deutlich komplizierter.
Aufwändig zu verwalten: Beispielsweise bei der Berichterstattung über SLOs (Service Level Objectives) und SLAs (Service Level Agreements) stoßen SAP-Administratoren regelmäßig an ihre Grenzen. Eine Lösung, die einen Überblick nicht nur über einzelne Softwares von SAP, sondern auch über den restlichen Tech-Stack und die Integration verschiedener Programme bietet, fehlt meist. Durchgängiges Reporting und die Transparenz der gesamten Geschäftsprozesse werden so zur mühsamen Handarbeit.
Näher an die Quelle, näher an den Quellcode
„Alles als Code“ ist in Bezug auf SAP noch Zukunftsmusik, die erst komponiert werden muss. Vor allem da SAP oft mit weiteren proprietären Softwares zusammen verwendet wird, ist die Nutzung einer gemeinsamen Konfigurations- und Programmarchitektur in weiter Ferne. Doch gibt es inzwischen Lösungen, die versuchen, diesen Ansatz zu implementieren. Die Verwaltung von Software „as Code“ bringt einige Vorteile für die Sichtbarkeit von Systemvorgängen und erleichtert die Arbeit der IT-Teams.
Geringerer Arbeitsaufwand: Vor allem in großem Umfang sind die Pflege und Erstellung von Ressourcen aufwändig. Verschiedene Benutzeroberflächen, die manuell verwaltet werden müssen, verhindern zum Beispiel, eine Konfiguration systemweit auszurollen. Haben die Administratoren Zugriff auf den Code, können sie deutlich leichter, beispielsweise über eine einzige Schnittstelle, Änderungen an allen codeverwalteten Ressourcen massenhaft anwenden.
Dokumentation und Kontext: Es kann durchaus schwierig sein, viele Ressourcen zu verwalten, Änderungen zu verstehen und nachzuvollziehen. Gerade bei SAP-Systemen, die oft an kritischen Punkten agieren und mit weiteren Softwares verwoben sind, ist ein guter Überblick aber wichtig. Eine große Vielfalt an Ressourcen kann es schwierig machen, einzelne Ressourcen und die Gründe für ihre Konfiguration zu verstehen. Werden die Systeme über den Code konfiguriert, können Entwickler Änderungen dokumentieren, gegebenenfalls auch kommentieren und so nachvollziehen, wer wann und warum welche Entscheidung getroffen hat.
Wiederherstellung im Katastrophenfall: Das ermöglicht auch einen weiteren Vorteil: Weil der Code versionierbar ist, können Konfigurationen teilweise ausgerollt, getestet und – sollte etwas nicht funktionieren – auch wieder offline genommen werden. Fehler passieren gelegentlich. Zur Herausforderung werden sie, wenn es mit einer Menge Aufwand verbunden ist, sie wieder rückgängig zu machen. Die Verwaltung „as Code“ implementiert hier im übertragenen Sinne den Zurück-Button im Browser, wo man sich vorher die URL der vorherigen Seite merken und von Hand wieder eintippen musste.
Bessere Observability
Wenn alle Softwares mit derselben Konfigurationssprache verwaltet werden, im besten Fall sogar dieselbe Programmiersprache verwenden, ist es deutlich leichter, Telemetriedaten zu sammeln. Eigenständige Auswertungstools, die auf Agents von Dritten angewiesen sind und womöglich nur für eine einzige Software oder einen Hersteller funktionieren, gehören dann der Geschichte an. Stattdessen können über eine einzige Schnittstelle alle Informationen aus verschiedenen Teilen des Tech-Stacks gesammelt und auch zentralisiert weitergeleitet werden. Dadurch wird auch das Erstellen individueller Dashboards für die unternehmenseigenen Anforderungen möglich.
Weg vom Agent, hin zu KI
„Everything as Code“ hält langsam, aber stetig immer weiter Einzug in die Tech-Stacks von Unternehmen. Auf lange Sicht wird die Arbeit von IT-Teams deutlich erleichtert. Da die manuelle Auswertung von vielen unterschiedlichen Telemetriedaten und ein solides Know-how für proprietäre Softwares wegfallen, können sie sich auf diejenigen Herausforderungen konzentrieren, die sich nicht automatisieren lassen. Damit ist „Everything as Code“ so etwas wie das „geschnittene Brot“ der Digitalisierung: Die nachfolgenden Arbeitsschritte werden dank standardisierter Vorarbeit deutlich vereinfacht und sind weniger anfällig für Fehler.
Für Nutzer von SAP-Systemen kann dies zum Beispiel bedeuten, sich von Agents und Monitoring-Tools abzuwenden und stattdessen auf eine agentenlose KI-Lösung zu setzen. Ein einziger SAP-zertifizierter Konnektor auf dem Server ermöglicht zum Beispiel, alle Telemetriedaten ohne Umwege zu sammeln und auszuwerten. Weil die unterschiedlichen Komponenten alle in derselben Sprache kommunizieren, kommt es zu deutlich weniger Konfigurationsarbeit. Daten müssen nicht erst gesammelt, weitergeleitet und ausgewertet werden – das alles passiert in einem einzigen Programm. So wird zum Beispiel das Monitoring von Abap-basierten (Advanced Business Application Programming) SAP-Systemen wie ECC und S/4 Hana vollumfassend möglich. Anwender können so ihre SAP-Systeme auf allen Ebenen überblicken: auf Infrastruktur-, auf Anwendungs- und auf Prozessebene.
Für Unternehmen, die auf SAP angewiesen sind, bedeutet das: weniger Arbeit, mehr Entwicklung.