Das neue ALM

Immer schnell, immer besser – ist ein Markenzeichen der digitalen Transformation. Damit man vom Digital Tsunami nicht hinweggetragen wird, sind neue IT-Architekturen und Prozesse notwendig. DevOps soll Anwender und Entwickler bei der Umsetzung einer digitalen Transformation helfen.
E-3 Magazin
3. März 2016
Inhalt:
2016
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Die digitale Transformation rückt die Softwareentwicklung und Algorithmen ins Zentrum der IT- und Unternehmensaktivitäten. Aufgrund des starken Innovationsdrucks zeigt sich indes, dass herkömmliche Prozesse zur Inbetriebnahme neuer Applikationen und Lösungen nicht dazu geeignet sind, die gebotene Schnelligkeit zu gewährleisten.

Neue Algorithmen und Geschäftsprozesse brauchen eine adaptierte IT-Architektur. DevOps (Development und Operations) gilt als Ansatz, die Entwicklung von Algorithmen schon in einer frühen Phase des Entstehungsprozesses in die Belange des IT-Betriebs einzubinden.

Die Anforderung lautet, Effizienz und Tempo von Entwicklung, Test, Inbetriebnahme und Betrieb mit Hilfe eines durchgängigen und abgestimmten Prozesses zu erhöhen.

„Schon heute stehen insbesondere IT-Abteilungen in großen Unternehmen mit mehr als 2.000 Mitarbeitern unter hohem Druck, kürzere Innovations-, Release- und Markteintrittszyklen zu unterstützen“

schildert Joachim Hackmann, Principal Consultant bei PAC und Autor der Studie „DevOps – Reality Check in deutschen Unternehmen“.

Zum Thema DevOps sprach das E-3 Magazin mit Jörg Landwehr, Geschäftsführer der Basis Technologies in Berlin. Im Interview geht es auch um die Bedeutung von DevOps für Abap und die gesamte SAP-Community.

Kann man DevOps mit ganz wenigen Worten einem SAP-Bestandskunden erklären?

Jörg Landwehr: DevOps beschreibt Maßnahmen zur Entwicklung und Bereitstellung von Software, die darauf abzielt sind, Entwicklungsprojekte stärker am tatsächlichen Bedarf eines Unternehmens auszurichten.

Die Entwicklung und der operative Betrieb arbeiten durch DevOps deutlich näher zusammen. Änderungen der Software können schneller und sicherer bereitgestellt werden, wodurch sie die Relevanz im Unternehmen erhöht und ebenso ein höherer Mehrwert angeboten wird.

Was sind die historischen Wurzeln von DevOps?

Landwehr: In großen IT-Unternehmen ist es nicht unüblich, dass Entwicklungsteams und operative Teams, siloartig und getrennt voneinander arbeiten.

Durch die Prinzipien der agilen Entwicklung konnten neue Funktionen weitaus schneller geschaffen werden, jedoch konnten die operativen Teams mit der Umsetzung dieser Änderungen nicht schritthalten. DevOps Prinzipien entstanden aus der Überlegung heraus, diese Differenz zu überbrücken.

Und diese Differenz existiert auch in SAP-Umgebungen?

Landwehr: Wir von Basis Technologies erkannten, dass diese Lücke zwischen Entwicklung und operativer Betrieb in SAP-Umgebungen weiterhin bestand.

Selbst wenn an den Applikationen schneller Änderungen vorgenommen werden konnten, musste die Bereitstellung in der Produktion auf den – oft vierteljährlichen oder gar halbjährlichen – turnusmäßigen Freigabezyklus warten.

Also DevOps auch für SAP?

Landwehr: DevOps waren ursprünglich für kundenrelevante Systems of Engagement wie Web-Schnittstellen und Mobil-Apps von Bedeutung, da hier häufige und schnelle Änderungen erwartet wurden.

Heute verzeichnen wir auch in den Unternehmensapplikationen wie SAP einen Bedarf an ebenso schnellen Bereitstellungszeiten, um z. B. wichtige, kundenrelevante Funktionen nutzbar zu machen.

Unsere DevOps-Tools erlaubt die sichere und schnelle Bereitstellung von Änderungen in SAP-Systemen. Eine umfangreiche Prozess-Automatisierung und zahlreiche Analysefunktionen minimieren das Fehlerrisiko bei Änderungen und ermöglichen so eine schnellere Freigabe.

Wer kann heute DevOps vermitteln? Wo lernt man DevOps?

Landwehr: Jede Organisation kann heutzutage DevOps implementieren. Eine kürzlich von Computer Associates durchgeführte Umfrage ergab, dass 70 Prozent der Unternehmen DevOps bereits in einer bestimmten Form implementiert haben, wobei jedoch eine weitaus kleinere Anzahl als fortgeschrittene DevOps-Nutzer gelten kann.

Dies mag daran liegen, dass hierzu Änderungen in der Unternehmenskultur, der Organisation und in den Tools selbst erforderlich – sogar von elementarer Bedeutung sind, um die Vorzüge von DevOps komplett auskosten zu können.

Es gibt zahlreiche lokale Veranstaltungen und Online-Ressourcen, die den Nutzern hilfreiche Informationen zu DevOps liefern, in denen viele bekannte Unternehmen wie Netflix, Facebook und Amazon ihre Erfahrungen mit DevOps beschreiben.

Ist DevOps eine allgemeine Handlungsanweisung oder ein Werkzeugkasten?

Landwehr: DevOps wird als Kultur, Bewegung, Praxis, Philosophie und wahrscheinlich noch viel mehr beschrieben. DevOps ist keine strikte, kodifizierte Methodik, und ihre Umsetzung kann von Unternehmen zu Unternehmen unterschiedlich aussehen.

Jedoch gibt es einige Prinzipien, die allgemein gelten, wie die Umstellung auf agile Entwicklung, multidisziplinäre Zusammenarbeit und Kommunikation, maximale Automatisierung der Prozesse und schnellere Feedbackschleifen.

Und das hat Bedeutung für SAP?

Landwehr: Alle diese Ideen gelten für DevOps für SAP genauso wie für alle anderen IT-Systeme der Organisation. Einige können durch Tools aktiviert werden – beispielsweise durch die Workflow und Automatisierungsfunktionen unserer Software Transport Expresso – während andere eher organisatorische und unternehmenskulturelle Änderungen verlangen.

DevOps zwingen Sie nicht zu einer Alles-oder-nichts-Entscheidung. Die Unternehmen können bestimmte Aspekte auf ihrem Weg von ALM hin zu schnellerer, sicherer Software-Bereitstellung wählen: Spürbare Verbesserungen werden mit hoher Sicherheit alle herbeiführen.

Können Sie an einem Beispiel erklären, was konkret mit DevOps besser wird?

Landwehr: Um es einfach auszudrücken: IT-Organisationen können durch die Implementierung von DevOps-Prozessen und -Tools, egal ob für SAP oder andere Systeme, besser auf die sich ändernden Anforderungen an ihr Unternehmen reagieren.

Änderungen und somit Mehrwert können schneller und öfter bereitgestellt werden – und das bei geringerem Risiko. Die Onlineshopping-Plattform Etsy nutzt beispielsweise DevOps für die Bereitstellung von 60 Updates pro Tag, Netflix nutzt seine „Simian Army“ an automatisierten Test-Tools, um die Ausfallzeiten für Kunden zu reduzieren, indem man die Stabilität des Online-Videostreaming-Service fortlaufend testet.

DevOps ermöglicht es der IT, einschließlich der SAP-Systeme, mit dem Wandel der gesamten Branche mitzugehen – eine notwendige Anforderung in der Zeit des digitalen Wandels.

Sie bieten eine DevOps-Suite für SAP an. Was bekommt der SAP-Bestandskunde hier konkret?

Landwehr: Basis Technologies bietet eine DevOps-Suite an, die SAP Anwender in die Lage versetzt, auf Grundlage der Dev­Ops-Prinzipien ein agiles IT-Modell zu implementieren. So werden schnelle, sichere SAP-Änderungen unmittelbar nach Fertigstellung möglich.

Die Fähigkeit, diese Änderungen wieder rückgängig zu machen und das System wieder in den vorherigen Zustand zu setzen, reduziert das Risiko dabei umso mehr. Diese neugewonnene Flexibilität erlaubt häufigere turnusmäßige Änderungen in der Entwicklung und schafft somit die Möglichkeit, besser auf sich ändernde Unternehmensanforderungen zu reagieren.

Das letztendliche Ziel ist eine Wandlung hin zu einem Prozess kontinuierlicher Integration, Bereitstellung und Mehrwert – und das in höherer Geschwindigkeit.

Welche Vorteile und Chancen kann ein SAP-Anwender mit ihrer DevOps-Suite für SAP realisieren?

Landwehr: Unsere DevOps-Tools ermöglichen eine schnellere und sichere Auslieferung von Änderungen in SAP, um Applikationen ebenso schnell anpassen zu können, wie sich die Anforderungen an das Unternehmen ändern.

Ungeplante Produktionsausfälle können durch Reduzierung von Risiko und Fehlern drastisch vermindert werden, während die Automatisierung des Entwicklungs-Lebenszyklus die Kosten reduziert und wertvolle Arbeitskraft für andere Projekte freigibt.

SAP ist aber allgemein sehr komplex?

Landwehr: Dank DevOps können auch Teams und Freigabezyklen aufeinander abgestimmt werden, wenn Abhängigkeiten zwischen SAP und anderen Applikationen bestehen. Durch die übergreifende Auslieferung erhöht sich auch der Wert der Applikation für das Unternehmen. Unsere Kunden haben uns verschiedentlich von einem 90-prozentigen Anstieg der Bereitstellungsgeschwindigkeit, einer Reduzierung von manueller Arbeit von bis zu 95 Prozent und eine Reduzierung von Produktionsausfällen von 70 Prozent berichtet.

Was sind die Kosten für die DevOps-Suite für SAP?

Landwehr: Alle DevOps-Tools von Basis Technologies werden über ein jährliches Abonnement lizenziert. Die Nutzung der Software, Support, Wartung und Anrecht auf Upgrades sind inklusive.

Dieses Modell ist für viele Kunden die ideale Lösung, denn so können sie je nach Unternehmensbedingungen und -strategie ihre Nutzung entweder steigern oder zurückfahren. Eine normale Implementierung dauert für gewöhnlich zwischen zwei und sechs Wochen.

Installation und Konfiguration der Software sind schnell und einfach und können normalerweise innerhalb einiger Tage abgeschlossen werden.

Und die Schulung?

Landwehr: Unsere Tools können nach einer kleinen Schulung von Nichtexperten im Unternehmen geführt und gewartet werden. Das Hinzufügen von Nutzern verläuft im Allgemeinen sehr schnell, wobei nur eine zweistündige Schulung erforderlich ist. Die Preise für die Applikation finden Sie auf unserer Website.

Was ändert sich, was bleibt gleich? Kann man DevOps auf die Abap-Entwicklung anwenden?

Landwehr: DevOps wird von unseren Kunden bei Abap-Entwicklung angewendet. Sie erreichen dadurch eine Verbesserung der Qualität in der SAP-Entwicklung und eine damit einhergehende Reduzierung von Fehlern, fehlgeschlagenen Bereitstellungen und Nacharbeiten.

Die Entwicklung kann somit nach viel weniger Zyklen abgeschlossen werden, was bedeutende Kosteneinsparungen mit sich bringt. Unsere Tools können zusätzlich automatische Abap-Komponententests ausführen, so dass Fehler vor Verlassen der Entwicklung erkannt werden.

Welche Vorteile bringt DevOps bei Fiori- und Hana-Entwicklungen?

Landwehr: Sowohl Fiori- als auch Hana-Entwicklungen werden von unseren Dev­Ops-Tools unterstützt. Zudem verfügen unsere Tools über eine SAP-Zertifizierung als Add-on-Bereitstellung fürHana.

Was ist ihre Empfehlung für 2016? Muss es DevOps sein und wer sollte sich davon angesprochen fühlen?

Landwehr: Eine steigende Anzahl von Unternehmen setzt derzeit den digitalen Wandel um oder hat dessen Implementierung zumindest ins Auge gefasst. Sowohl kundenorientierte Systeme als auch Unternehmensapplikationen wie SAP müssen schnellere Bereitstellungen liefern.

Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass Dev­Ops an Bedeutung zunimmt. Zahlreiche Unternehmen haben diesen Ansatz für schnellere Bereitstellungen bereits als unternehmenswichtig erkannt.

Wir von Basis Technologies sind uns sicher, dass sich diese Annahme für Unternehmensapplikationen genauso wie für Systems of Engagement bewahrheiten wird. Die steigende Zahl an Kunden und Implementationspartner, die sich bereits an uns gewandt haben, um herauszufinden wie DevOps für Ihre SAP-Systeme genutzt werden kann, bestätigt dies.

Das Ende von Application Lifecycle Management, ALM?

Landwehr: Das bedeutet nicht, dass der traditionelle, sicherheitsorientierte ALM-Ansatz, der SAP auszeichnet, abgelöst wird. Vielmehr erwarten wir in größerem Umfang individuelle Innovation in Unternehmen, in denen agile Entwicklung und DevOps großen Erfolg haben werden, eine regelrechte Euphorie erzeugen, tradierte Arbeitseinstellungen ändern und dabei helfen, die Prozesse in der Gesamtorganisation von Grund auf zu ändern.

Zum Schluss noch eine Einschätzung von Gartner „Bis 2018 wird sich der Wandel hin zu agilen, DevOps-basierten und Web-Scale-IT-Praktiken als genauso durchschlagend herausstellen, wie die Umstellung auf Lean Production in der Industrie Anfang der Achtzigerjahre.“

Danke für das Gespräch.

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E-3 Magazin

Information und Bildungsarbeit von und für die SAP-Community.


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