Cloud Computing versus Cloud-Funktionalität

Auf der SAP-Bilanzpressekonferenz am 27. Januar 2022 konnten SAP-Chef Christian Klein und CFO Luka Mucic mit guten Zahlen aus dem Cloud-Geschäft beeindrucken. „Unsere Stärke im Cloudgeschäft ist offensichtlich“, sagte Christian Klein sehr selbstbewusst. „Immer mehr Unternehmen entscheiden sich für die SAP […] Das beschleunigte Wachstum verspricht noch größere Möglichkeiten in der Zukunft.“ Richtig. Die Frage bleibt aber, wie viele SAP-Bestandskunden sich wirklich freiwillig für die Cloud entscheiden, wenn der Zugang zu On-prem-Lösungen fast unmöglich wird.
Auch auf der Bilanzpressekonferenz haben Klein und Mucic wieder eine Garantie für On-prem-S/4 bis 2040 abgegeben. Aber die Realität sieht anders aus. Ein On-prem-Produkt wie S/4 Private Edition für Customer Data Center (CDC) wird kaum angeboten. Aber genau hier entsteht der entscheidende Unterschied zwischen On-prem-Cloud-Funktionalität und Cloud Computing bei SAP und den Hyperscalern.
„Schon die vorläufigen SAP-Zahlen aus dem vierten Quartal 2021 belegen: Der Software-Hersteller macht Fortschritte im Cloud-Geschäft“, sagten dazu Christine Grimm, DSAG-Fachvorständin Transformation, und Thomas Henzler, DSAG-Fachvorstand Lizenzen, Service und Support. Und die DSAG-Vorstände präzisieren: „Doch der Weg in die Cloud geht für die Anwenderunternehmen mit einigen Herausforderungen einher. Klassische ERP-Strukturen, wie Anwender sie aus der Vergangenheit im On-premises-Kontext kannten, sind in der Cloud häufig zu komplex und lassen sich nur schwer in Einklang mit einer Cloud-Philosophie bringen.“
In der Pressekonferenz versuchte Christian Klein, den Ball flach zu halten: „Wir haben ein langfristiges Commitment für S/4 Hana gegeben, und das schließt die On-premises-Versionen ein.“ Tatsache bleibt, dass SAP seine Bestandskunden lieber in der ewigen Abhängigkeit eines Cloud Computing sieht als autonom im eigenen Rechenzentrum oder bei einem Hyperscaler mit Cloud-Funktionalität aus einer S/4-Private-Edition für CDC.