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Mach nur einen Plan

Und mach dann noch 'nen zweiten Plan, geh’n tun sie beide nicht! So sieht es zumindest Bertolt Brecht in der Dreigroschenoper. Mit IBP, SAP Integrated Business Planning for Supply Chain, sollte aber eine Produktions- und Lieferkettenplanung gelingen.
E-3 Magazin
Consilio
23. März 2023
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SAP-CEO Christian Klein hat bei der Bilanzpressekonferenz dezidiert die Bedeutung von SCM betont

Einer der führenden SAP-Partner im Bereich Supply Chain Planning ist Consilio. Zum Stand der Entwicklung und künftigen Aufgaben sprachen wir mit Jürgen Löhle, Gründer und Geschäftsführer, und Christoph Habla, Partner und Head of IBP, beide von Consilio aus München.

Sie unterstützen Unternehmen bei Geschäftsstrategien vor allem im Bereich SAP, und dabei vor allem in Sachen Digitalisierung. Wo liegen hier die Stärken?

Jürgen Löhle, Consilio: Die Stärken von Consilio liegen vor allem in der Unterstützung von produzierenden Unternehmen in der diskreten und Prozessfertigung; daher stammt auch unser Slogan „Die Manufacturer unter den SAP-Beratern“. Als Komplettanbieter für die Transformation nach S/4 Hana realisieren wir einerseits Greenfield-, Brownfield- und Crossfield-Projekte für Unternehmen. Andererseits unterstützen wir auch bei der Optimierung in den Bereichen Produktion, Logistik bis hin zu Finance und Controlling. Unsere Beratungsleistungen basieren auf hohem prozessualen Applikations-Know-how.

D. h., wir sind stark im Prozess und der Organisation, haben tiefes funktional-technisches Wissen in der SAP-Anwendung und können damit die Wettbewerbsfähigkeit der Kunden durch Digitalisierung stärken. Das bestätigen viele langjährige Kunden aus dem gehobenen Mittelstand sowie DAX-Unternehmen. In unserem Fokus stehen dabei immer die Qualität der Leistung sowie die Zufriedenheit der Kunden.

Consilio-Geschäftsführer Jürgen Löhle und Partner Christoph Habla im E-3 Interview: ein Plan für den APO-Nachfolger IBP, Integrated Business Planning.
Consilio-Geschäftsführer Jürgen Löhle und Partner Christoph Habla im E-3 Interview: ein Plan für den APO-Nachfolger IBP, Integrated Business Planning.

Sie arbeiten nicht ohne Grund mit SAP auch auf der Entwicklungsebene eng zusammen. Was zeichnet das Unternehmen besonders aus?

Löhle: Wir haben in sehr vielen Projekten bei unseren Kunden die Möglichkeiten der SAP-Software ausgereizt, wollten diese aber nicht modifizieren. Daher suchten wir schon in den 90ern den Dialog mit der SAP, um die Standardsoftware speziell im Bereich Supply Chain Management weiterzuentwickeln. So wurde die SAP auf uns aufmerksam und hat uns bei der Entwicklung von innovativen Lösungen innerhalb des SAP-Standards im Bereich Supply-Chain-Planung hinzugezogen – etwa im Rahmen der Entwicklung von Planungsalgorithmen und aktuell einer Tankplanungslösung.

Derzeit hat der Begriff „Zeitenwende“ Hochkonjunktur auch in Bezug auf die Digital Supply Chain. Welche Markttrends sehen Sie in diesem Bereich?

Löhle: Ein zentrales Thema ist aktuell, die Basis für eine digitale Supply Chain durch die Umstellung auf S/4 Hana zu schaffen, um in Zukunft integrierte, intelligente Technologien oder Echtzeitanalysen einsetzen zu können. Die Unternehmen haben erkannt, dass sie einen schlanken digitalen Kern brauchen, um schneller auf Innovationen reagieren zu können. Gefragt sind vor allem Supply-Chain-Lösungen, die es ihnen ermöglichen, resilient, agil, produktiv und nachhaltig zu bleiben. In der Supply-Chain-Planung wollen Unternehmen schneller analysieren und reagieren. Dazu müssen Lieferketten und die Logistik hochautomatisiert und standardisiert werden, die Fertigung muss mit künstlicher Intelligenz, IoT und unternehmensweiter Integration effizienter gemacht werden.

Gerade auch bei der Integration der Produktentwicklung – nicht nur in der Fertigung – besteht sehr viel Potenzial. Darüber hinaus wollen unsere Kunden auch die Leistung und Zuverlässigkeit der Anlagen mit intelligenten Technologien verbessern. Die SAP bietet dafür State-of-the-Art-Lösungen wie Integrated Business Planning, Extended Warehouse Management, Digital Manufacturing Cloud, Engineering Control Center oder Enterprise Asset Management.

An wen wenden Sie sich mit den Lösungen?

Löhle: Wie oben beschrieben, bietet die Consilio durch die Kombination von Industrie- als auch Produkt-Know-how bezüglich SAP-Software für Unternehmen in der diskreten und der Prozessfertigung den größten Mehrwert. Vor allem S/4 Hana samt seiner Cloud-Funktionalität liefert sehr viele Lösungen für produzierende Unternehmen. Wie digitalisiere ich eine Produktion sinnvoll, um schneller zu reagieren? Oder wie schaffe ich durch vorausschauende Algorithmen intelligente Prozessoptimierungen, um negative Marktentwicklungen abmildern zu können? Auf den Punkt gebracht: Wie erzeuge ich Resilienz in meiner Supply Chain und wie perfektioniere ich sie?

SAP-Chef Christian Klein betont oft, dass in wirtschaftlich schwierigen Zeiten ERP und SCM besonders gefragt sind. Können Sie diese Sichtweise bestätigen und wird 2023 ein gutes Jahr für Consilio und IBP?

Löhle: Tatsächlich ist die Supply Chain immer eine Herausforderung für Unternehmen, um die wirtschaftlichen Auf und Abs vorherzusagen und die sich ändernden Markterwartungen einzuschätzen – dazu zählen die immer kürzeren Lieferzeiten oder der Wechsel von Absatzkanälen. Die letzten Jahre haben allerdings den Druck auf Unternehmen weiter erhöht. Teilweise durchlaufen die wirtschaftlichen Zyklen von Aufschwung und Abschwung nicht mehr Jahre, sondern vollziehen sich innerhalb eines Jahres.

Das bedeutet: Zu Beginn eines Jahres deuten alle Zeichen auf einen Boom hin, doch nach wenigen Wochen
befindet man sich in einem Abschwung. Dementsprechend schnell ändert sich auch die Nachfrage nach Produkten und auch die Absatzkanäle ändern sich ähnlich schnell. Für die unternehmensweite Planung bietet SAP mit IBP die passende Lösung, um schnell, resilient und nachhaltig planen zu können. Hier sehen wir aktuell tatsächlich einen sehr hohen Bedarf auch über 2023 hinaus.

Auch bei der SAP tut sich einiges. Bewährte alte Lösungen werden durch neue abgelöst – Stichworte sind hier unter anderem APO und IBP. Liegt aktuell der Schwerpunkt bei der APO-Ablöse oder beim IBP-Neugeschäft und was erwarten Sie für 2023?

Christoph Habla, Consilio: Bei unseren Kunden ist das Verhältnis grob geschätzt fifty-fifty; d. h., wir haben etwa die Hälfte Projekte mit Kunden, die vorher keine Supply-Chain-Planungslösung hatten, und die andere Hälfte sind langjährige APO-Kunden, die nun auf IBP wechseln wollen. Erstere sind meist mittelständische Unternehmen, denen bisher eine APO-Installation zu aufwändig und teuer war, Letztere sind meist global agierende Konzerne. Für 2023 erwarten wir eine weiter steigende Nachfrage, da durch die aktuellen Krisen die Supply-Chain-Planungsthemen noch wichtiger werden und weil das Support-Ende für APO näherrückt.

IBP ist funktional umfassender als APO. Ist das für die SAP-Bestandskunden mehr eine Chance oder mehr eine Bürde?

Habla: IBP bietet bezüglich einiger Themen tatsächlich weitergehende Funktionalitäten gegenüber APO – etwa im Inventory Management. Zudem werden die intuitive Bedienbarkeit mit Excel- und Fiori-Oberflächen, die Flexibilität, insbesondere was Simulationsmöglichkeiten inklusive weitreichender Stammänderungen betrifft, die Auswertungsmöglichkeiten mit Fiori-Dashboards und die Performance auf Basis der Hana-DB-Vorteile in all unseren Projekten mit ehemaligen APO-Kunden positiv aufgenommen. Auch die Cloud, die anfangs aufgrund von IT-Security-Aspekten eher misstrauisch betrachtet wurde, ist mittlerweile eher ein Verkaufsargument.

Für die Cloud sprechen vor allem die reduzierten Wartungsaufwände und die Standardisierung mit regelmäßigen Release-Upgrades, die auch ständig neue Funktionalitäten bereitstellen. Außerdem wurden anfänglich vorhandene funktionale Lücken im Vergleich zum APO mittlerweile geschlossen, weshalb auch Kunden mit komplexen APO-Installationen mittlerweile mit gutem Gewissen einen Umstieg auf IBP angehen können.

Wie viele Funktionen aus IBP – etwa in Prozent – sind aktuell bei einem typischen SAP-Bestandskunden im Einsatz?

Habla: Das lässt sich nicht generell sagen. Consilio hat Kunden, die im Grunde nur das Basismodul S&OP im Einsatz haben oder nur einen Forecast erstellen, sowie Anwender, die ihre komplette Supply Chain vom Kunden bis zum Rohteil mit verschiedenen Algorithmen beplanen. Somit kann man wohl sagen, etwa 50 Prozent, wobei die Bandbreite von 25 Prozent bis etwa 75 Prozent reicht – 100 Prozent sind aufgrund der umfassenden Möglichkeiten nicht zu erwarten.

Wo sehen Sie die Herausforderung eines IBP-Customizings in den digitalen Prozessen? Schulung, Cloud, oder?

Habla: Wie weiter oben bereits erwähnt, sind unsere Kunden im Wesentlichen mit der intuitiven Bedienbarkeit zufrieden, weswegen wir kaum Herausforderungen bezüglich Schulungsthemen in unseren Projekten begegnen. Auch das Customizing selbst durch uns oder die Kunden-IT lässt sich meist einfacher durchführen als im APO. Woran sich aber sowohl Kunden als auch Beratungen gewöhnen müssen, ist die Tatsache, dass direkt im IBP nicht per Entwicklung eingegriffen werden kann. D. h., man muss im IBP alles über Customizing lösen. Diesbezüglich hat sich IBP allerdings in unseren bisherigen Projekten als ausreichend flexibel erwiesen, z. B. konnten wir selbst bei einem führenden Logistikdienstleister wie BLG Logistics die Anwendung IBP als Supply-Chain-Planungslösung einführen, obwohl es dafür ursprünglich nicht ausgelegt wurde. 

Kommen bei der Konzeption des Supply Chain Planning auch Werkzeuge wie Signavio zum Einsatz?

Löhle: Eine Softwarelösung bringt nur dann den maximalen Vorteil, wenn man sich im Vorfeld auch die Zeit nimmt, eine Analyse zu betreiben. Gerade im Bereich der Supply Chain empfiehlt es sich, die Optimierungspotenziale durch eine Analyse zu identifizieren. Oftmals stecken in den Prozessen, der Organisation oder Anordnung Defizite, die auch durch die Implementierung der besten Software nicht zu einer Verbesserung führen. Wir nutzen dazu verschiedene Methoden und Tools zur Prozessvisualisierung. Unser Repertoire umfasst neben Signavio Prozessanalysen mit Tooly wie Paxray oder auch nur MS-Office, um mit einer Wertstrom- oder Bestandsanalyse Potenziale aufzuzeigen.

SCM ist ein großer Markt mit leistungsfähigen Anbietern. Haben Sie für einen SAP-Bestandskunden noch ein paar Ratschläge für eine Produktauswahl nach der Abkündigung von APO? An welchen Entscheidungskriterien könnte sich ein SCM-Experte auf der Suche nach einer Produktlösung orientieren?

Habla: Es gibt sicher ein paar ebenbürtige Lösungen zu SAP IBP auf dem Markt für Supply-Chain-Software. Bei den IT-Abteilungen unserer Kunden stoßen wir jedoch meistens auf eine „SAP first“-Strategie.
D. h., es müssen für das einzelne Unternehmen gewichtige Gründe vorliegen, um sich für einen anderen Anbieter zu entscheiden, was aufgrund der aufwändigen Integration in die bestehende SAP-Landschaft verständlich ist. Dieser Integrationsaspekt ist sicher ein wichtiger – neben den in der Lösung abgebildeten Planungsprozessen und Funktionalitäten sowie der Usability. In diesen Bereichen konnte allerdings SAP IBP in den meisten Fällen punkten bei Kunden, die noch unentschlossen bezüglich des Anbieters waren. 

Herr Löhle, Herr Habla, danke für das Gespräch.

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Die Arbeit an der SAP-Basis ist entscheidend für die erfolgreiche S/4-Conversion. 

Damit bekommt das sogenannte Competence Center bei den SAP-Bestandskunden strategische Bedeutung. Unhabhängig vom Betriebsmodell eines S/4 Hana sind Themen wie Automatisierung, Monitoring, Security, Application Lifecycle Management und Datenmanagement die Basis für den operativen S/4-Betrieb.

Zum zweiten Mal bereits veranstaltet das E3-Magazin in Salzburg einen Summit für die SAP-Community, um sich über alle Aspekte der S/4-Hana-Basisarbeit umfassend zu informieren. Alle Informationen zum Event finden Sie hier:

SAP Competence Center Summit 2024

Veranstaltungsort

Eventraum, FourSide Hotel Salzburg,
Am Messezentrum 2,
A-5020 Salzburg

Veranstaltungsdatum

5. und 6. Juni 2024

Reguläres Ticket:

€ 590 exkl. USt.

Veranstaltungsort

Eventraum, Hotel Hilton Heidelberg,
Kurfürstenanlage 1,
69115 Heidelberg

Veranstaltungsdatum

28. und 29. Februar 2024

Tickets

Regular Ticket
EUR 590 exkl. USt
Veranstalter ist das E3-Magazin des Verlags B4Bmedia.net AG. Die Vorträge werden von einer Ausstellung ausgewählter SAP-Partner begleitet. Der Ticketpreis beinhaltet den Besuch aller Vorträge des Steampunk und BTP Summit 2024, den Besuch des Ausstellungsbereichs, die Teilnahme an der Abendveranstaltung sowie die Verpflegung während des offiziellen Programms. Das Vortragsprogramm und die Liste der Aussteller und Sponsoren (SAP-Partner) wird zeitnah auf dieser Website veröffentlicht.